
RTM – We got Snacks (Presseinfo)
RTM – „We got Snacks“
Wenn die Welt brennt, spendieren wir Popcorn – und liefern den Soundtrack dazu.
Es gibt Musik, die wirkt wie ein Polaroid im Digipack deiner Lieblingsband. Man zieht es hervor, pustet den Staub weg – und plötzlich ist alles wieder da: die Weite der späten 90er, MTV, das noch Musik spielte, Karo-Hemden, die farblich mit der Aufmerksamkeit für die Schnürsenkel deiner Doc-Martins konkurrieren und Mix-Tapes für die besonderen Momente der alternative Nation - Eine Zeit, in der alles zugleich ironisch und tiefempfunden war. Genau dort wurzelt das Debütalbum von RTM: We got Snacks
RTM – das sind Komplize Volka (Komplizen der Spielregeln, u.a.) und Frank Börgerding (Börgerding, u.a.). Zwei Künstler mit unterschiedlichem musikalischem Background, die eine gemeinsame Sprache gefunden haben, nicht um die Vergangenheit zu kopieren, sondern um ihr neues Leben einzuhauchen und sie weiterzuentwickeln - eine Rückblende mit gut gewählten Zitaten, aber mit Blick nach vorn.
Aber: Hey, die 90er sind vorbei. Wir taumeln benommen im „Triangle of sadness“, halten die Luft an und versuchen die Balance zu halten zwischen Work, Life und Weltkrise. Selbstverständlichkeiten geraten ins Wanken, Wirklichkeiten kollidieren, während uns künstliche Intelligenzen um den Verstand bringen. Sound: On! Und: Keine Angst vor großen und versöhnlichen Melodien.
Gitarren, Bass, Trompeten, Beats, Field Recordings, Samples – eingespielt, gestretcht, geloopt und arrangiert als klangliches Patchwork. Das klingt mal wie ein abgegriffenes Mixtape, mal wie der urbane Soundtrack auf dem Lost Highway von Osten nach Westen. Zugleich zeigt die Produktion, was heute im DIY-Land soundtechnisch noch alles möglich ist. Die Platte klingt unfassbar gut! Produziert und gemischt von RTM und gemastert von Hannes Jaeckl (Sans Secours, Ampersand, Werefox uvm.).
Jeder der elf Songs erzählt eine eigene Geschichte, schlüpft in ein anderes Gewand – und bleibt doch im selben Film. Der rote Faden ist Börgerdings facettenreiche, meist tiefgelegte Stimme, die wie ein Erzähler in einem experimentellen Hörspiel für Erwachsene alles zusammenhält. Mal resigniert, mal spöttisch, mal fast kindlich staunend blickt sie auf die Welt, die wir uns gebaut haben – und bringt dabei eine seltsame Klarheit in die Unordnung.
Die Texte wirken wie ironisch gebrochene Manifeste aus einer Gesellschaft, die den Common Sense längst verloren hat – aber immerhin noch WiFi und Lieferdienste besitzt. Die Songs selbst dienen als dramaturgisches Werkzeug: mal flirrend, mal roh, mal fast verschwunden unter Loops und Samples – aber stets punktgenau inszeniert und arrangiert. Damit ist dies eine Platte für die letzte Generation mit Sinn für Humor und eine Ode an den Kontrollverlust.
Und während draußen alles ein bisschen zu schnell bröckelt, sitzen RTM am Rand, strecken dir die Hand entgegen, teilen ihre Snacks – und spielen auf.
Ehrlich. Scharf. Und verdammt gut gemacht.
„Wenn schon Weltuntergang, dann wenigstens mit Stil – und Soundtrack.“